Daniel Raiskin und Staatsorchester Rheinische Philharmonie brillieren bei „Mainzer Meisterkonzerte“. Frankfurter Allgemeine Zeitung ist außerordentlich begeistert.

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Daniel Raiskin dirigiert ein "Mainzer Meisterkonzert"

Wie jeder Musikfreund weiß, gibt es Taktierer, die Musik eher verwalten als gestalten. Sie dirigieren so vor sich hin, überlassen die Musik sich selbst, vermitteln nirgends den Eindruck einer schlüssigen Interpretationsidee und lassen kein ausgeklügeltes dynamisches Konzept erkennen. Das ganze Gegenteil davon vermittelt der Dirigent Daniel Raiskin, seit 2005 Chef des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie Koblenz. Die zuweilen überwältigende Qualität dieses Klangkörpers seit nun schon einigen Jahren dürfte ganz wesentlich ihm zu verdanken sein.

In Mainz, wo Raiskin und seine Musiker jetzt ein effektvoll attraktives Programm gestalteten, wird man solche Qualitäten sicher zu schätzen wissen. Der - deutlich auszumachende - unbedingte Konzentrationswille jedes einzelnen Musikers ist sicher auch eine Folge der Arbeitsweise. Man muss sich Raiskins Dirigat auf der Bühne nur kurz anschauen, um zu der Überzeugung zu gelangen: Dem entgeht auch nicht die kleinste Nuance.

Schon bei den Sinfonischen Dichtungen Nr. 2 und 3 ("Vltava" und "Sárka") aus dem Zyklus "Má vlast" von Bedrich Smetana gab es daran keinen Zweifel. "Vltava" (Die Moldau) erscheint formal eher konventionell, doch der inhaltliche Verlauf - die Gestaltung der Themen - ist vom Charakter des hier porträtierten Flusses gekennzeichnet, was zwar mit Klangmalerei kaum etwas zu tun hat, doch eine besonders anschauliche Modellierung der Themen erfordert. In beiden Werken gelang dies perfekt. Weitaus erstaunlicher noch, wie Raiskin durch Werktreue und nochmals gesteigerte Aufmerksamkeit bei Antonín Dvoráks Slawischen Tänzen op. 46 eine Differenzierung des Klangbilds erreichte, die diese Perlen der Orchesterliteratur meilenweit der bloßen Effektsphäre enthob. Das Publikum der "Mainzer Meisterkonzerte" in der Rheingoldhalle zeigte sich begeistert. Enthusiasmus hatte zuvor auch der junge armenische Geiger Hrachya Avanesyan mit seiner ansprechenden Interpretation des Konzerts für Violine und Orchester a-Moll op. 53 von Antonín Dvorák erzeugt. Er entwickelte die Thematik mit ausgeprägter Intonationssicherheit, die vollkommen überzeugte. Raiskin und die Koblenzer waren aufmerksame Begleiter. Avanesyans Zugabe war eine Volksmelodie des armenischen Komponisten und Musikforschers Ssogomon Geworkowitsch Komitas.

HARALD BUDWEG

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